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Rückfahrt

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Ich bin noch fast im Nacht-Rythmus und stehe erst um 12 Uhr auf. Die Nacht-Astronomen, die die ganze Nacht am Teleskop waren, schlafen noch:

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Um richtig wach zu werden, mache ich meine morgendliche “kleine Wüstentour” (einmal rund um die Residencia, auf den nächsten Hügel und wieder zurück…). In der Lobby treffe ich Walter und diskutiere mit ihm über die Ergebnisse von gestern. Er erzählt mir dann auch von einer sehr experimentellen Beobachtung, bei der er heute Nacht (jetzt!) beide VLTI-Instrumente (MIDI + AMBER) zusammen verwenden will, um einen Exoplaneten zu sehen.

Wir gehen essen. Danach gehe ich in mein Zimmer zurück, packe alles zusammen und gebe die Schlüssel an der Rezeption ab. Obwohl man solche Schlüssel eigentlich am liebsten behalten würde:

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Nun erhalte ich auch bereits die Daten der letzten Nacht auf DVD:

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Mit der gründlichen Auswertung der Daten und der Diskussion und Interpretation der Ergebnisse werde ich wahrscheinlich bis Januar beschäftigt sein…

Nun geht es also los. Ich werfe noch einen Blick auf den schönen botanischen Garten der Residencia und steige dann in den schon wartenden Kleinbus ein. Mit im Bus sind unter anderem ein MIDI-“instrument scientist” und ein “software engineer”, dessen Firma von der ESO beauftragt worden ist, Software für die VLTI-Instrumente zu schreiben. Beim Verlassen des Geländes durch das Haupttor halten wir noch kurz beim Pförtner, jeder gibt seine ID-Karte ab (mit der man, je nach Zuständigkeit, auch den VLT-Kontrollraum betreten kann…). Hier sehe ich das erste Mal einen der Wasserlaster, die mehrmals täglich das Wasser hier her bringen:

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Die Tanklastzüge fahren dann die Strecke zum Teleskop etwa zwei Drittel hoch und füllen das Wasser dort in einen Tank. So kann das Wasser dann ohne weitere Pumpen direkt in das Rohrsystem geleitet werden.

Wir fahren die asphaltierte Straße vom Paranal hinunter und biegen links nach Antofagasta ab. Hier sieht man nun noch eine Landebahn im Sand, auf der in Notfällen Flugzeuge landen können. Bald danach hört die Asphaltstraße auf:

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Der Bus fährt trotzdem mit 100 km/h weiter…

Später sind wir wieder auf einer Asphaltstraße (siehe Hinfahrt), dann biegen wir auf die Panamericana ein. Neben der Straße finden sich große Werbetafeln, die meisten von Kraftfahrzeugherstellern, z.B. mit einigem schweren Gerät mitten in der Wüste: “Ihr habt Straßen, wir haben SCANIA.” Es geht vorbei am Zementwerk in La Negra. Nachdem wir die Passhöhe bei La Negra überquert haben, sind wir bald im Dunst und in Antofagasta wieder unter der Wolkendecke:

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Von hier geht es nun direkt zum Flughafen. Die Dame beim Check-In ist sehr bemüht meinen Nachnamen richtig auszusprechen und es gelingt ihr auch fast. Ich erhalte einen Fensterplatz links. Bis zum Abflug ist noch eine Stunde Zeit, die ich nutze um einen chilenischen Hamburger zu essen: trockener Semmel mit Fleisch… Dazu gibt es aber immerhin eine scharfe salsa.

Der nagelneue A320 der LAN steht nun da und kann pünktlich “ge-boardet” werden. Die tiefe Wolkendecke haben wir bereits kurz nach dem Start unter uns gelassen. Beim Passieren der Wolkendecke sieht man den Schatten des Flugzeuges auf den Wolken:

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Wir fliegen über die Atacama-Wüste: Hunderte Kilometer weit und breit nichts, aber ein fantastischer Anblick in der roten Abendsonne. Im on-board-Unterhaltungsprogramm spielen sie “Desert Rose” von Sting…

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Dann gehe ich vor zum Kapitän und frage ihn, ob er wohl für mich noch einmal kurz über den Paranal fliegen könnte 😉 und kurze Zeit später sieht man ein paar winzige weiße Punkte am Boden:

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Ich habe mal etwas reingezoomt und ein paar Markierungen hinzugefügt, damit man die einzelnen Bereiche des Observatoriums besser erkennen kann:

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In der Ferne sieht man später die hohen Andengipfel noch rot leuchten, als die Sonne über der Wüste schon untergegangen ist. Nach knapp 2 Stunden Flug haben wir die 1100 km von Antofagasta nach Santiago zurückgelegt. In Santiago wartet wieder ein Fahrer mit einem großen blauen ESO-Schild und führt uns zum fürstlichen ESO-Gästehaus in Las Condes. Ich erfahre, dass die ESO dieses Gästehaus vor einigen Jahren von der chilenischen Regierung geschenkt bekommen hat. Das ist beruhigend, denn ansonsten müsste man dieses ausladende Haus mitten in der besten Gegend von Santiago schon fast befürchten, dass die ESO an den jüngst bemängelten zwei Milliarden Euro Steuerverschwendung beteiligt wäre!

Die ESO hat das Gästehaus nicht geschenkt bekommen, sondern kaufen müssen. Sie hat das Anwesen aber schon vor einigen Jahrzehnten, als die ersten Operationen in Chile begonnen, erworben. Damals war es der Hauptsitz der ESO und erfüllte auch repräsentative Aufgaben. Außerdem war der Grund damals wohl auch noch längst nicht so teuer wie heute bei der mittlerweile hervorragenden Lage des Hauses.

Um dieser Zahl eine andere dagegen zu setzen: Bau und 15 Jahre Betrieb des Very Large Telescope kosten etwa 500 Millionen Euro. Aus dem Einsparen von Steuerverschwendung könnte Deutschland alleine sich also vier VLTIs (vier mal vier große + vier kleine Teleskope + Instrumente etc.) pro Jahr leisten!

So, nun gehe ich aber ins Bett, um dann mal schön langsam wieder in den Tages-Rythmus zu kommen…

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